Zinserhöhungen und wirtschaftliche Unsicherheit haben erhebliche Auswirkungen auf die Unternehmensbewertung. Steigende Zinsen führen zu steigenden Finanzierungskosten sowohl im laufenden Geschäftsbetrieb aber auch beim Eigentümerwechsel. Außerdem steigen die kalkulatorischen Kapitalkosten, die bei der Ermittlung des Ertragswertes (DCF-Analyse) eine wesentliche Rolle spielen. Dies kann dazu führen, dass Investoren weniger bereit sind, höhere Risiken einzugehen, und die Bewertung von Unternehmen sinkt.
Außerdem führen abrupte Wechsel (wie die Zinserhöhungen) zu zeitlich verzögerten Änderungen bei Angebot und Nachfrage und somit zu Problemen bei der Preisfindung. Mit Bezug auf Unternehmensnachfolge im Mittelstand sind diese Implikation besonders hervorzuheben, da der Markt sowieso nicht so liquide wie z.B. Aktienmärkte ist. Verkäufer (als Anbieter) gehen weiterhin von höheren Bewertungen und damit Kaufpreisen für Ihr Unternehmen aus. Käufer (als Nachfrager) reflektieren die höheren Finanzierungskosten unmittelbar, da sie davon auch direkt betroffen sind.
Wichtige für die weiter erfolgreiche Umsetzung von M&A-Projekten und Nachfolgelösungen in der Praxis ist, die Auswirkung von höheren Kapitalkosten (durch Zinsen und Unsicherheit) bei der Unternehmensbewertung und Formulierung von Erwartungshaltungen zu reflektieren. Außerdem sollten Strukturierungsvarianten (wie z.B. Besserungsschein (Earn-out), Verkäuferdarlehen, Optionen und Teilverkauf) genutzt werden, um Differenzen in der Bewertung zu überbrücken und Risiken fair zu verteilen.